Clemens Lageder im Interview: Rudolf Steiner anpassen und auf DOC Südtirol verzichten!

Wohl reflektierte, gescheite Statements eines jungen Mannes, der die großen Fußstapfen seines Vaters ausfüllt.

Foto oben: Clemens Lageder mit seinen Eltern und Schwestern; eine Familie, die an einem Strang zieht.

Über die Kunst, authentischen Wein zu machen, Clemens Alois Lageder im sehr ausführlichen Gespräch mit unserem Autor Herbert Heil.

Alois Clemens Lageder stecken die beiden SUMMA-Tage noch in den Knochen. Er habe nur wenig verkosten können - aus Zeitgründen, denn er sei ständig im Einsatz gewesen. Vier Tage nach der glorreichen Weinmesse im Südtiroler Margreid wirkt der junge Geschäftsführer dennoch aufgeräumt und vor allem glücklich über den Verlauf der erfolgreichen Veranstaltung mit insgesamt 114 Weingütern aus neun verschiedenen Ländern, die sich alle der Biodynamie verpflichtet fühlen. Vater Alois darf stolz sein auf seinen Sohn, der seit 2015 in seine Fußstapfen getreten ist und zusammen mit seinen Schwestern Helena und Anna den Betrieb leitet. Wir sitzen uns im Paradeis gegenüber, Dreh- und Angelpunkt im geschichtsträchtigen Weingut, Restaurant und Stätte der Begegnung zugleich. Ich will viel von ihm wissen an diesem Morgen und er ist gerne bereit zu antworten.

Gleich zu Beginn die Frage aller Fragen 

Wie funktioniert nachhaltiger Weinbau und was ist nötig, um Weinbau zukunftstauglich zu machen?
Um diese beiden Fragen dreht sich, kurz gesagt, die tägliche Arbeit auf unserem Weingut. Dafür gibt es keine einfache Antwort, nur eine Vielzahl von Lösungsansätzen. Jedenfalls ist ein ganzheitlicher Ansatz entscheidend, der weit über die reine Produktion von Wein hinausgeht. Deshalb ist es wichtig, nicht nur einen klassischen biodynamischen Betrieb nach Rudolf Steiners Lehre zu führen, sondern die Idee eines geschlossenen Kreislaufs weiter auszudehnen.
Apropos Rudolf Steiner: Ist seine Sichtweise heute noch aktuell?
Am Anfang haben wir uns stärker auf die Aussagen Steiners konzentriert, heute arbeiten wir mehr aus der praktischen Erfahrung heraus, die wir und andere Landwirte gesammelt haben. Heute stehen der Betriebskreislauf, die Bodenfruchtbarkeit und das Soziale im Fokus. Man muss auch sagen, viele seiner Empfehlungen sind heute in der Praxis nicht oder nur schwer umsetzbar.
Was macht gesunde und lebendige Landwirtschaft aus?
Eigentlich schnell erklärt: Diversity is key, einfach ausgedrückt, wir lieben Vielfalt. Sie sorgt für einen fruchtbaren Boden, eine gesündere Landwirtschaft, mehr Leben und schlussendlich auch charakterstarke Weine. Wir möchten Vielfalt im Weinberg aufbauen und die Natur langfristig stärken. Dafür haben wir die Wirtschaftsweise der Biodynamie gewählt.
Wie begegnen Sie der Klimakrise?
Ein herausforderndes Thema, das uns bereits seit den 1980ern beschäftigt. Im Weinberg und im Keller suchen wir nach Möglichkeiten, wie wir auf die steigenden Temperaturen reagieren und auch in Zukunft frische Weine erzeugen zu können. Seit mehr als 40 Jahren experimentieren wir mit Rebsorten, die besser an warme Temperaturen angepasst sind, und auch mit alten, autochthonen Südtiroler Rebsorten. Höhere Lagen können ebenfalls eine Möglichkeit sein, den steigenden Temperaturen entgegenzuwirken. Bei Neuanpflanzungen setzen wir verstärkt wieder auf das traditionelle Erziehungssystem der Pergel, da die Trauben und der Boden dadurch mehr Schatten erhalten. Ein weiter Punkt: die Lese erfolgt zu unterschiedlichen Zeitpunkten, ganz individuell je nach Parzelle, um Säure und Knackigkeit der Trauben zu erhalten.

Ihr Betrieb steht für Innovationsgeist, Kreativität und Experimentierfreude!

Wie sieht die Umsetzung in der Praxis aus?
Ich nenne ihnen zwei Beispiele: Das Grandorto-Garten-Projekt und und das Ochsenprojekt. Dahinter steht die Idee, mehr Tiere in den Jahreskreislauf zu integrieren. Die Ochsen, Muttertiere und Kälbchen, die für die Käseproduktion keinen kommerziellen Nutzen haben, werden nicht in Mastbetriebe transportiert. Sie weiden ganzjährig im Freien. Im September werden sie von der Alm getrieben, um in den tiefergelegenen Weinbergen zu überwintern. Dadurch tragen sie zur Steigerung der Diversität und Fruchtbarkeit im Weinberg bei. Ihr Fleisch wird im hofeigenen, bio-zertifizierten Restaurant Paradeis zubereitet. Auf dem Hof werden außerdem Schweine, Enten und Hühner gehalten. Ebenfalls für mehr Vielfalt soll der Grandorto-Garten sorgen. Mitten im Weinberg gedeihen dort verschiedene Gemüse, Obst, Kräuter und Getreide.
Wo zeigt sich die für das Weingut typische Experimentierfreude noch?
Das Klima verändert sich nicht erst seit ein paar Jahren, sondern schon länger. Wir müssen uns darauf einstellen und uns selbst verändern. Deshalb experimentieren wir zum Beispiel mit Rebsorten aus Südeuropa. Wir bauen probeweise Reben aus Griechenland an und schauen, wie sie sich entwickeln. So haben wir jedes Jahr etwa 100 verschiedene Experimente, aus denen fünf bis zehn ausgewählt werden. Für dieses Projekt haben wir die Serie „Kometen“ ins Leben gerufen – Kometen, die vorrübergehend und richtungsweisend sind. Genauso sind es die Weine, die in limitierten Mengen von 115 bis 1.000 Flaschen pro Code auf den Markt kommen. Diese experimentierfreudige Haltung, der Wille, neue Wege und mit der Zeit zu gehen, werden auch in Zukunft unsere Arbeit prägen.
Wie würden Sie ihre Weine beschreiben?
Unsere Weine sollen klar identifizierbar sein und für ihre geografische, aber auch handwerkliche Herkunft stehen. Wir mögen frische, lebendige Weine, von denen man gerne auch ein zweites Glas trinkt. Sie sollen Spaß machen und Eindruck hinterlassen.
Stichwort Sortiment: Wie ist es aufgebaut?
Wir gliedern unsere Weine in drei Linien: Crus, Kompositionen und Klassische Rebsorten. Neben diesem fixen Sortiment gibt es die Kometen - Weine, die aus Experimenten im Weinberg und Keller hervorgehen und sich jährlich ändern. Den Crus schenken wir besonders viel Aufmerksamkeit und Reifezeit, damit sie ihren Charakter entfalten könne. Sie unterliegen der strengsten Selektion im Weinberg und Keller. Bei den Kompositionen stehen die Komponenten im Vordergrund. Unterschiedlich Lagen, alte und junge Reben, unterschiedliche Vinifikations-Methoden oder Lesezeitpunkte der Trauben - das alles sind Komponenten, mit denen wir spielen und die wir miteinander verbinden. Mit den klassischen Rebsorten wollen wir die Vielfalt unserer Region einfangen und arbeiten mit Winzerpartnern aus ganz Südtirol zusammen.
Wie sieht die Arbeit im Keller aus?
Kurz auf den Punkt gebracht: Unsere Weine werden schonend filtriert. Die Filtration ist nicht standardisiert, sondern wird für jeden Wein spezifisch angewendet oder auch ausgeschlossen. Allgemein gilt: Weniger ist mehr.
Wie wichtig ist Teamarbeit in ihrem Betrieb?
Sehr wichtig. Wir arbeiten mit einem großen Team von Mitarbeitern, Winzern, Landwirten, Viehzüchtern, Käsern und Köchen in ganz Südtirol zusammen. Gemeinschaftssinn und der stetige Austausch von Erfahrungen und Fachwissen sind unserer Meinung Grundvoraussetzung dafür, um flexibel auf kontinuierliche Veränderungen der Natur reagieren zu können. Dazu gehört auch der Wille, Neues auszuprobieren und aus Fehlern zu lernen.

Wie steht es um die Diversität Südtirols?

Ein wichtiger Punkt. Wir haben alpin-mediterranes Klima. An Böden vulkanischer Porhyr und Dolomit-Kalkgestein, Weinberge zwischen 200 und 1000 Metern Meereshöhe und 3 Sprachgruppen. Dazu mehr als 30 verschiedene Rebsorten. Südtirols Vielfalt ist unglaublich spannend für den Weinbau.
Gehen wir zurück in die Geschichte des Weinguts. Wie hat alles begonnen?
Unser Weingut wurde 1823 gegründet und ist seit sechs Generationen in Familienbesitz. Unser Vater setzte sich bereits in den 1990ern für nachhaltigen Weinbau ein und stellte alle familieneigenen Weinberge auf biodynamische Landwirtschaft um. Meine beiden Schwestern und ich möchten die Identität der Weine weiterentwickeln und - auch im Hinblick auf die klimatischen Veränderungen - in Zukunft weiterhin Wege finden, gesunde und nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben.
Nachhaltig arbeiten, sich für Nachhaltigkeit einsetzen ist heutzutage extrem wichtig. Welche Maßnahmen ergreifen Sie im Betrieb?
Wir achten schon sehr darauf. Ein Beispiel: Als Weingut beschäftigen wir uns nicht nur damit, was sich in der Flasche befindet, sondern auch mit der Flasche selbst. Seit 2021 verwenden wir die leichte Flasche Summa, die wir selbst entwickelt haben. Sie wiegt 420 Gramm anstatt der ursprünglichen 650 Gramm, wodurch jährlich mehr als 100 Tonnen weniger Glas produziert, transportiert und recycelt werden müssen. Unsere Weine sind alle mit Naturkork ausgestattet. Die Zinkkapseln und den Drehverschluss aus Aluminium haben wir durch Papierschleifen ersetzt.
Wieviel Wein produziert der Betrieb heute und was charakterisiert die Weine?
Wir produzieren heute etwa eine gute Million Flaschen Wein jährlich, Weißwein und Rotwein. Es sind frische, saftige, vertikale Weine, die keine extrem hohen Alkoholwerte haben und die Vielfalt Südtirols widerspiegeln. Wir besitzen rund 55 Hektar familieneigene Weinberge und 85 Hektar von gut 60 Winzerpartnern aus ganz Südtirol. Unsere Bestseller sind der „Löwengang Chardonnay“ und der „Löwengang Cabernet’“, die international bekannt sind. Der „Löwengang Chardonnay“ zeigt, dass es sich lohnen kann, Neues zu wagen. Wir waren Mitte der 1980er Jahre die Ersten, die in Südtirol Chardonnay in Barrique ausbauten.

Sie haben die Zertifizierung ihrer Spitzenweine geändert: Kein DOC, sondern IGT

Die Linien „Meisterwerke“ und „Kompositionen“ werden mit den kommenden Jahrgängen nicht mehr als DOC Südtirol, sondern als IGT Vigneti Delle Dolomiti erscheinen. Welchen Grund gibt es dafür?
Wir hatten in den letzten Jahren viele konstruktive Gespräche mit dem Konsortium Südtirol Wein und der Handelskammer Bozen geführt. Dabei haben wir festgestellt, dass wir in einigen wesentlichen Punkten, sei es im Weinbau wie in der Kelterung, unterschiedliche Vorstellungen haben. Wir streben danach frische und lebendige Weine zu machen. Es hat sich gezeigt, dass unser Traubenmaterial eine frühe aromatische Reife bei gleichzeitig tiefen Zuckerwerten und einer guten Säure erlangt hat. Das ermöglicht uns, früher zu ernten und Weine zu erzeugen, die sich dank der aromatischen Vielfalt und Spannung durch eine ausgeprägte Komplexität auszeichnen und dabei geringe Alkoholwerte aufweisen. Dem wollen wir Rechnung tragen. Die DOC Südtirol Alto Adige geht was die Weinklassifizierung betrifft auf das Jahr 1963 zurück. Heute herrschen andere Rahmenbedingungen. Vor allem was die alkoholische Untergrenze anbelangt, vermissen wir den Spielraum. Wenn es in der DOC möglich ist 15,5 %Vol. alkoholschwere Weine zu machen, dann sollte es auch erlaubt sein, Weine mit tiefen Alkoholwerten zu produzieren.
Gibt es noch bestimmte Vorhaben, die umgesetzt werden sollen?
Sagen wir mal so. Wir haben große Pläne, aber sie zu realisieren ist oft schwierig. Man könnte von einem Traum sprechen, den mein Vater und ich haben. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Und zwar geht es um einen Traum von einer biologisch-dynamischen Bildungsstätte in Margreid. Ein Institut, das Lehre, Forschung und Praxisunternehmen verbindet. Doch bis es soweit ist müssen wir noch viele Hausaufgaben machen, die uns voranbringen und neue Sichtweisen eröffnen.

Weinbeschreibungen vom Autor und Winzer

Am Ende des Gesprächs haben wir uns darauf verständigt, dass jeder von uns zwei Lageder-Weine näher vorstellt. Clemens Lageder entschied sich für den Löwengang Chardonnay 2021 und den MAX XIX Vinea Antica aus dem Kometen-Programm. Ich habe mir den den Löwengang Uvaggio Storico 2018 und den COR Römigberg Cabernet Sauvignon ausgesucht.

Der Löwengang Chardonnay kam Anfang des 19. Jahrhunderts aus Frankreich nach Südtirol. Er hat Familiengeschichte mitgeschrieben. Schon 1934 erkannte Alois Lageder III, der Großvater meines Vaters das Potenzial des Ansitzes Löwengang in Margreid. Dort wuchsen damals bereits Chardonnay, Weißburgunder, Cabernet und Merlot, in Südtirol zu jener Zeit eher seltene Rebsorten. Aufgrund der besonderen Geologie der Region gedeiht der Chardonnay aber vor allem in Margreid hervorragend. Das Dorf liegt auf einem kalkhaltigen Schuttkegel aus Dolomitgestein, vor Jahrmillionen durch wiederholte Überschwemmungen des nahegelegenen Fennerbachs entstanden. Der Boden bietet ideale Bedingungen für Chardonnay.
Der Löwengang Chardonnay 2021 ist strahlend, klar, hat eine goldgelbe Farbe, ausgeprägtes Bouquet, fruchtig (Birne, Aprikose, Pfirsich), frische Butter, floral, Röstaromen. Der Wein hat eine kraftvolle Struktur, ist harmonisch, vielschichtig, mineralisch-fruchtig, salzig, optimale Trinkreife 3-15 Jahre, er passt gut zu Fischgerichten, Schalen- und Krustentiere, weiße Fleischsorten, Geflügel. Herkunft: Er stammt aus den besten zum Ansitz Löwengang gehörenden Parzellen in Margreid zwischen 230 bis 330 Meter über dem Meeresspiegel. Gewachsen auf schotterigen, sandigen und stark kalkhaltigen Böden. Das Alter der Reben schwankt zwischen 27 und 77 Jahren. Spontangärung hauptsächlich in Barriques und auch im großen Holzfass. Der Wein war für knapp ein Jahr auf der Vollhefe. Anschließend Flaschenreifung für zirka ein Jahr. Alkoholgehalt 12,5 % Vol., Säure 5,4 g.

MAX XIX Vinea Antica: Früher lag die Besonderheit des Vernatsch im Weinberg selbst. In diesen alten Weinbergen findet man unterschiedliche Spielarten der Rebsorte Vernatsch. Meistens wurden diese nach Belieben ergänzt von weiteren Rebsorten wie Edelschwarze, Lagrein und Teroldego. Dieser „Gemischte Satz“ schafft und unterstreicht die Einzigartigkeit jedes einzelnen Weinbergs. Unser Komet MAX XIX entstammt einem dieser alten Schätze, von denen es in Südtirol kaum mehr welche gibt. So viel wir in Erfahrung bringen konnten, soll der Weinberg um 1900 infolge der Reblaus-Epidemie neu angelegt und im Laufe der Jahrzehnte, bei Absterben einzelner Reben, ergänzt worden sein. Die ältesten Reben müssen demnach 120 Jahre alt sein. Aus den Trauben dieses Weinbergs ist dieser hochwertige, extrem komplexe Vernatsch entstanden. Der Name MAX ist eine Hommage an denjenigen, der den Weinberg Rungg geliebt, gehegt und gepflegt hat: Max Giovanett. Seine Tochter Erika hat uns den Weinberg zur Erhaltung und Bearbeitung übergeben.
Der Weinberg Rungg liegt in Tramin auf einer Höhe von 290 bis 320 Metern. Der Boden dort ist kalkhaltig und sandig. Der Wein lag 11 Tage auf der Maische (100 Prozent entrappt) und ist im Holz durch die spontane Hefeflora vergoren. Nach schonender Pressung wurde er im Holzfass sowie in gebrauchten Barriques eingelagert und unfiltriert gefüllt. Alkohol 10% Vol., Säure 6,7 g. Insgesamt wurden 1300 Flaschen produziert.

Der Löwengang Uvaggio Storico 2018 ist, wie könnte es auch anders sein, ein besonderer Wein. Bei diesem Rotwein handelt es sich um einen sogenannten Gemischten Satz, das heisst, verschiedene Rebsorten wachsen im gleichen Weinberg. Die Rebsorten sind in diesem Fall Carmenère, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Teilweise sind die Rebstöcke bis zu 140 Jahre alt. Das ergibt einen Cru von starker Komplexität, Dichte und Eleganz. Erstaunlich, zumal der Alkoholgehalt gerade einmal bescheidene 12% Vol. beträgt. In der Nase punktet der Löwengang mit vielfältigen Noten von Himbeeren und Kirschen etwa, sowie würzig-erdigem Duft. Er ist gelinde gesagt ein Meisterwerk, das während 16 Monaten im kleinen Holzfass reift. Und der Wein ist ein Langläufer. Der Rote wird auch in gut zehn Jahren noch sehr viel Freude machen. Fazit: ein rotes Meisterwerk!

Cor Römigberg Cabernet Sauvignon IGT: Alois Lageder hat mit diesem Wein eine Ikone geschaffen, die bis heute - zumindest in Südtirol - unerreicht ist. Er gehört unbedingt zur Königsklasse. Der Wein gilt Vielen als Südtiroler Super Tuscan. Er präsentiert sich mit einem komplexen Bouquet von Kirschen und Cassis, gepaart mit zart blumigen und würzigen Noten. Am Gaumen ist der Wein kräftig, er schmiegt sich elegant mit würziger Frische an den Gaumen, mit betontem Tannin führt er in einen langen Abgang. Den Namen „Herz“ (lat. Cor) verdankt er der gleichnamigen Parzelle. Nachdem sich Alois Lageder mit Winzern aus der ganzen Welt befasst hatte, beschloss er im Jahr 1986 in eben dieser Parzelle den ersten größeren Weinberg in Dichtpflanzung am Drahtrahmen in Südtirol anzulegen. In der ursprünglich exklusiv mit Vernatsch-Reben bepflanzten Lage Römigberg pflanzte er Cabernet Sauvignon und Petit Verdot in Spaliererziehung. Der Römigberg liegt an einem spektakulären Steilhang am Kalterer See. Hier herrscht ein Zusammenspiel aus unterschiedlichen Böden und klimatischen Bedingungen: warme, mediterrane Einflüsse und intensive Sonneneinstrahlung auf steilen Süd-Südost-Rebanlagen sowie ein Untergrund aus Dolomitkalk und uralten Gletscherablagerungen. Damit bietet der Römigberg eine einzigartige klimatische und geologische Spielwiese. Weinbereitung: spontane Maischegärung, biologischer Säureabbau im Edelstahl. Ausbau des jungen Weines in kleinen Holzfässern zu 150 und 225 Litern (rund 18 Monate). Säure: 5,3 g. Die optimale Trinkreife liegt zwischen 5 und 20 Jahren.
Der Römigberg kommt dem Ideal des geschlossenen Hoforganismus, in dem das Zusammenspiel zwischen Mensch, Tier und Pflanze eine wichtige Stellung einnimmt, sehr nahe: Hier grasen Kühe und Schafe zwischen den Reben, Olivenbäumen und Wollmispeln. Durch die konsequent biologisch-dynamische Bewirtschaftung wird die Biodiversität gezielt aufgebaut und das natürliche Gleichgewicht im Weinberg wiederhergestellt.

Foto: Kühe im Weinberg des Weingutes Alois Lageder, naturnah und nützlich!