Italiens Weingeschichte in den Jahren von 2001 bis 2011

Die Nuller-Jahre waren ein sehr wackliges Jahrzehnt voller Krisen und Rückschlägen

Während viele Winzer aus dem Süden gerade erst auf der Landkarte auftauchten, sah der Norden die ersten Generationenwechsel. Fast immer war es eine Familiengeschichte. Der Vater hatte einige Hektar Weinberge und verdiente sein Geld mit dem Verkauf der Trauben an die Genossenschaft. Die Enkel bepflanzten die Weingärten neu, bauten einen Keller und erzeugen Qualitätswein nach ihren Vorstellungen. Statt das Wissen – oder Unwissen – von Generation zu Generation weiterzugeben wie seit Jahrtausenden, hatten die modernen Winzer bei ihren Kindern für eine fundierte Ausbildung gesorgt. Der Nachwuchs hatte Hochschulen, Lehr- und Wanderjahre in Frankreich, den USA oder anderen Weinbauländern hinter sich.

Italiens Weine - Voll in der Eurokrise

So mauserten sich zwar viele Familienbetriebe zu verlässlichen Lieferanten sehr guter Weine. Trotzdem blieben zu viele hochpreisige Tropfen auf dem Markt. Am 1. Januar 2002 suchte sich die Konjunktur-Überhitzung schließlich erstmals ihr Ventil. Der Einführung des Euro folgte ein teils realer, teils gefühlter Preisschock, der zunächst die kostspieligen Weine der Newcomer schwer verkäuflich machte. Nicht nur im Inland wirkte der caro euro als Euphorie-Vollbremse. Auch nördlich der Alpen schimpfte jedermann auf den Teuro, und sogar die traditionell spendablen Amerikaner mussten bei dem ungünstigen Wechselkurs passen.
Für Weinfachhändler und Gastronomen brachen harte Zeiten an, die bis heute andauern. Denn die Menschen begannen, Preise zu vergleichen. Besonders in Deutschland brach die Götterdämmerung der Discounter an. Sie würden in Zukunft immer größere Anteile am Weinmarkt übernehmen und ihren Lieferanten dabei wenig finanziellen Spielraum lassen. Viele etablierte Weinanbaugebiete wie die Toskana und das Piemont verschwanden aus den Verkaufsregalen und wurden durch preiswerte Flaschen aus Süditalien ersetzt, die jetzt ihre große Chance bekamen.

Finanzkrise - Die nächste Krise am Horizont

Die Finanzkrise des Jahres 2008, in der Ikonen der amerikanischen Finanzwirtschaft wie die Lehman Brothers ins Nichts stürzten, zeigte dann ein zweites Mal, wie ernst die Lage war. Auch die Investitionen in der Branche gingen weiter zurück, neue Keller mit endlosen Batterien von Barriquefässern wurden seltener. Eher aus Geldnot machten viele Winzer wieder leichtere, fruchtige Tropfen – und trafen damit unerwartet den Zeitgeschmack.

Fruchtigere und trinkigere Weine für alle

Weine, die aus internationalen Rebsorten mit viel Holzeinsatz zu Schwergewichten gedopt waren, kamen langsam aus der Mode. Erkennbare Herkunft, möglichst aus regionalen Rebsorten, sollte es jetzt sein. Das Bekannte setzte sich wieder durch, der Süditalien-Hype klang ab, die alten Regionen kamen wieder. Auch Finesse war wieder angesagt, und die Winzer berappelten sich. Allzu forsche Kalkulateure hatte der Markt bereits aussortiert. Der Rest senkte einsichtig die Preise, leerte so die Lager und machte sich umtriebig auf die Suche nach Kundschaft. Nicht nur in gepriesenen Zukunftsmärkten wie China und Indien sah man italienische Winzer, manche trugen ihre Verkostungen bis nach Vietnam oder Mexiko. Am Ende gewannen gut gemachte Weine zu vernünftigen Preisen auch in den Traditionsmärkten Deutschland und USA ihre Kunden zurück, und die Geschichte bekam ihr Happy End.