Kampanien – Die Weine aus Irpinia (Avellino)

Fortschritte und Anspruchsdenken, ein Erfahrungsbericht von Rupert Kästel, Neustadt/Weinstrasse

Foto: Piero Mastroberardino, Stefano Di Marzo und Luigi Moio bei der Pressekonferenz

Eingeladen hatte das Konsortium ins historische Castello della Leonessa in Montemiletto mitten im Taurasi DOCG-Anbaugebiet. Präsident Stefano di Marzo (Weingut Torricino), Prof. Luigi Moio (Weingut Quintodecimo und Piero Mastroberardino (Mastroberardino) erklärten den Weinjournalisten die Besonderheiten ihrer Weine, speziell des Jahrgangs 2017 der Weißweine Fiano di Avellino DOCG, Greco di Tufo DOCG und Irpinia Falanghina DOC sowie des Jahrgangs 2014 im Anbaugebiet Taurasi. 

Ein kurzes Fazit in wenigen Worten: 2017 – Trocken und heiß – spät reifenden Sorten in Irpinia bewältigten den Stress gut ## 2014 – Regenreich und kühl – lange Vegetationsperiode – gute Säurewerte 

80 Weine verkosteten die Anwesenden für eine Jahrgangsbeurteilung. Wie im letzten Jahr so zeigte sich heuer, dass die Weißweine in Irpinia sehr eigenständig sind, nicht mit einer anderen Sorte vergleichbar, und sie in der Breite Fortschritte gemacht haben. 

Falanghina – die eigentlich im Benevento-Gebiet zuhause ist und dort in großen Mengen in zuverlässiger Qualität erzeugt wird - ist eine auch in der Jugend sehr ansprechende Weißweinsorte. Dagegen erschließen sich die Weißweine – insbesondere der Fiano di Avellino – beim genauen Hinschmecken über längere Zeit. Entscheidend ist dabei die Frage, ob die Tendenz zur relativ raschen Oxidation der Fruchtaromen, die bereits im Keller angelegt wird, mehr oder weniger ausgeprägt ist. Diese angenehme Honig- und Blütenkomplexität ist vielen Fiano-Weinen eigen, weil die Sorte mehr Aroma-Kompononenten besitzt als der Greco. Der vordergründig säurebetontere Greco di Tufo bespielt die mineralische Seite, ist gradliniger und kam bei vielen Journalisten deshalb besser an.  

Beim Taurasi (Rebsorte mind. 85% Aglianico) war die Bandbreite groß, von Tanninbomben, die noch Reifezeit in den Weinflaschen benötigen, bis zu bereits trinkbaren Rotweinen mit fast sanften Tanninen und angenehm balsamischen Noten. Neben den Klassikern und im Export erfolgreichen Kellereien wie Mastroberardino, Feudi di San Gregorio, Antonio Caggiano bzw. Quintodecimo waren unbekannte, kleine Weingüter wie Fiorentino, Contrada Michele, Cortecorbo und Molettieri Adelina am Start, die mit sehr guten, ehrlichen Taurasi überzeugten, weil sie das Terroir zur Geltung brachten. Insgesamt folgten fast 50 Weingüter dem Ruf des Konsortiums CIAK Irpinia.

Vor rund 25 Jahren vermarkteten keine 20 Weingüter in Irpinia ihren Wein. Heute sind es mehr als 200 Weingüter mit eigenem Etikett. Es boomt im Hinter(wein)land Neapels, doch leider fehlt es im Ausland an der Sichtbarkeit, der Marktpräsenz. Dennoch riecht und schmeckt man förmlich den Enthusiasmus der oftmals jüngeren Generation an Winzern sich mit den großen Weinen Mittel- und Norditaliens messen zu wollen. Von der Dynamik in Apulien oder Sizilien ist Kampanien jedoch weit entfernt, und daran wird sich auch nichts ändern, was durchaus für viele Betrachter ein positives Argument für Ursprüngliches und Authenisches ist.

Die aktuellen Zahlen der DOC/G-Weine

DOC/G - Rebfläche in ha - Produktion in Mill. Flaschen in 2017
Weißwein Greco di Tufo - 640 ha und 3.5 Mill. Flaschen
Weißwein Fiano di Avellino - 411 ha und 1.9 Mill. Flaschen
Rotwein Aglianico Irpinia - 375 ha und 2.3 Mill. Flaschen
Rotwein Taurasi - 448 ha und 0,75 Mill. Flaschen

Anwesende Betriebe, die auch in unseren Bestenlisten beim Fiano bzw. Taurasi erscheinen:
Antonio Caggiano - Perillo - Torricino - Ciro Picariello - Feudi Di San Gregorio – Mastroberardino - Quintodecimo - Colli Di Castelfranci - Donnachiara - Tenuta Cavalier Pepe - Tenuta Sarno 1860 - Terredora - Villa Matilde Tenuta Di Altavilla - Die besten Weingüter, eine aktualisierte Liste finden Sie in der Rubrik Top 25 beim Aglianico bzw. Fiano.

Foto: Blick vom Castello della Leonessa in Montemiletto aufs Taurasi-Anbaugebiet