Sangiovese vom Feinsten - Der Vigna Monticchio von Lungarotti

Der Rubesco Riserva aus der Einzellage Monticchio schreibt Geschichte

 

Foto ganz oben: Vertikal-Verkostung des Toprotweins Monticchio in Wiesbaden - Foto oben: Charia mit ihrem Sohn Giovanni und den Weinen der Vertikale.

Das Haus Schlumberger, einer der führenden Weinhändler in Deutschland, hat eingeladen! Zu einer Vertikale des Rubesco Riserva Vigna Monticchio und einem Abendessen mit begleitenden Weinen; in die für ihre Küche und Lage geschätzte Villa im Tal in Wiesbaden! Die Winzerin Chiara Lungarotti, angereist mit ihrem Exportmann und ihrem 16jährigen Sohn Giovanni, gibt sich die Ehre!
Solch ein Abend ersetzt natürlich keinen Weingutsbesuch in Umbrien, wo Lungarotti mit dem angesagten Hotel inklusive Wellness SPA, dem legendären Museum und den unterschiedlichen Weinen die Weinelite Umbriens anführt. Doch es werden einige unvergessliche Stunden mit einer charismatischen Chiara und dem Terroirwein „par exellence“ Monticchio aus fünf Jahrzehnten beginnend mit dem 1974er über 1997 und 2005 bis zum 2010er und dem aktuellen 2018er Jahrgang.
Zusammen mit ihrer Schwester Teresa, die in Bordeaux Önologie studiert hat, leitet die studierte Agronomin Chiara das Weingut seit mehr als 20 Jahren. 
Die Geschichte beginnt mit deren Vater Giorgio, der bereits 1962 den Rubesco und zwei Jahre später den Monticchio zum ersten Mal erzeugte. Zu dieser Zeit war das Einzellagenkonzept zweifelsohne ein Revolutionäres. Basierend auf ca. 70% Sangiovese und etwas Canaiolo ist der Vigna Monticchio eine Selektion der besten Parzellen des 15 ha großen Weinberges auf ca. 300 m Höhe, der durch kalkhaltigen Tonboden mit Gesteinsanteil geprägt ist. Verkauft wird der Rubesco Vigna Monticchio (ein Torgiano Rosso Riserva DOCG) nach ungefähr einem Jahr Holzausbau und 4-6 Jahren Flaschenreife.

Geschmackserlebnis Sangiovese 

Lösen wir uns von den Fakten und tauchen in die Sinneswelt dieses Weines ein: Es offenbart einen Sangiovese-Rotwein mit der Frische eines Chianti Classico und dem Tannin der kühleren Lagen in Montalcino. Der Vergleich bietet sich an, zumal es in der Heimat von Lungarotti in Torgiano mit dem Torgiano Rosso und Bianco DOC (ab 1968) bzw. dem Torgiano Rosso Riserva DOCG (ab 1990) wenig Vergleichbares gibt. 
Der Monticchio ist ein bemerkenswerter Langläufer, das verdeutlicht der grandiose 1974er. Mit seiner Harmonie, dem seidigen Tannin und saftigen Aromen von Blutorange ist es ein Wein zum Niederknien! Überraschenderweise stuft Chiara die Nachbarjahrgänge 1973 und 1975 eher größer ein. Auf eine dieser Flaschen freue ich mich schon beim nächsten Besuch in Umbrien!
Durch die Jahrzehnte variiert dann die Stilistik mit dem 1997er und 2005er etwas mit dem Zeitgeist; gemein haben beide die in Anbetracht ihres Alters überzeugende Frische und „Jugendlichkeit“. Mittendrin führte das Ableben von Giorgio dann zu einer Phase des Übergangs und Neuordnung, die mit der Hilfe eines befreundeten Weingutsbesitzers aus Bordeaux erfolgreich gemeistert wurde.

Der Jahrgang 2009 markiert auch für den Monticchio einen Neubeginn, denn zum ersten Mal wurde der Spitzenwein aus 100% Sangiovese erzeugt. Und der in Wiesbaden vorgestellte 2010er könnte mit seinem Sangiovese-Biss am Gaumen, der einem erstklassigen Brunello des Jahrgangs 2010 (aus kühleren Lagen) durchaus ähnlich ist, nicht überzeugender sein: Seine Frische der Frucht und das mineralische Tannin wirken lange am Gaumen nach, die Integrität dieses Sangiovese beindruckt, es ist wahrlich ein Gänsehautmoment für Sangiovese-Liebhaber!

Überzeugende Neuzeit 

Beim aktuellen 2018er spiegelt sich nicht nur der nachhaltige Weinbau im Glas wieder, sondern auch die vielen kleinen Fortschritte in diesem Jahrzehnt der Rückbesinnung auf den Sangiovese. Er zeigt die eindringliche Frucht eines hochwertigen Sangiovese, womöglich auch deshalb, weil beim Ausbau hauptsächlich auf das große Holzfass gesetzt wurde. Diese angesagte Weinstilistik schlägt irgendwie (im übertragenen Sinne) den Bogen zu den legendären Siebzigern, wo nur sehr wenige Weingüter solche Spitzenweine mit Sangiovese in der Toskana und Umbrien auf die Beine gestellt haben. Der Geschmack des Vigna Monticchio erinnert in seiner Tiefgründigkeit auch an - dem Sangiovese verwandte - Sorten wie Ciliegiolo bzw. Pugnitello. Das vom einzigartigen Terroir vermittelte Frucht-Säure-Tannin-Gerüst dieses Sangiovese ist beeindruckend!

Und wer noch etwas kraftvollere und präsentere Tannine mag, dem seien die Rotweine des zweiten Weingutes von Lungarotti ans Herz gelegt, das in der Anbauregion Montefalco in Umbrien zuhause ist. Die markante Rebsorte Sagrantino prägt dort die Rotweine, ohne dass diese jedoch die wohlerzogene und höfliche Stilistik im Hause Lungarotti, was sowohl die Weine als auch die Familie angeht, dadurch verlieren.

Das Abendessen machte dann deutlich, wie ernsthaft und kompromisslos die Familie Lungarotti die Qualität all ihrer Weine im Auge hat. Lungarotti ist eine bekannte Weinmarke; doch in Familienhand verlässt kein Wein den Keller, der nicht den Ansprüchen genügt. Das ist heutzutage auch im Kreis der „Grandi Marchi“ Italiens nicht selbstverständlich, Umso mehr ist die Wertschätzung für die Familie und ihre Weine in Italien und aller Welt nachvollziehbar. Und diese bezieht sich gleichermaßen auf die Alltagsweine Brezza Bianco (Grecchetto) und Rubesco Rosso (Sangiovese), die viel Wein und Rebsortencharakter mitbringen. Ein durch und durch preiswerter Wein ist im Vergleich mit den Toskana-Größen ebenso der Rotwein Vigna Monticchio, knapp 40 € kostet der Wein im Einzelhandel. Complimenti!

Bezugsquelle: Consiglio Vini Weinhandel