Fokus: Das Terroir des Prosecco Superiore

Die Aromen und der Körper der Prosecchi varriieren von Anbauzone zu Anbauzone

Diego Tomasi, Wissenschaftler aus Conegliano, hat in seiner Arbeit 19 verschiedene Bodentypen identifiziert. Im Gespräch mit Steffen Maus hat er eine Auswahl von 8 Gebieten getroffen, die mit ihrem Terroir den Geschmack des Prosecco Superiore prägen, und dies für die Leser charakterisiert: Das kleine Hügelgebiet wird im Süden vom mächtigen Fluss Piave begrenzt, der auch die Bedingungen einer Gegend mitverantwortet, im Norden sind die Voralpen und das Marino-Tal das DOCG-Anbaugebiet die Grenze. Hier erreicht man schon die Anbaugrenze für die Weinrebe. Alles in allem ist es faszinierend, wie auch in einem Sekt oder vielleicht gerade in einem Sekt, wo die Kohlensäure die Aromen verstärkt, Unterschiede von Weinbergslagen zu Weinbergslagen schmeckbar sind, und diese beschränken sich nicht nur auf die Unterschiede der wichtigen Anbaugemeinden Valdobbiadene und Conegliano. Die steilsten Weinberge und die ältesten Weinberge finden Sie beispielsweise im Zentrum des Anbaugebietes...

1) Das Gebiet oberhalb von Valdobbiadene bis Combai im Nordwesten

Die höchstgelegenen Weinberge jenseits der 500 m über NN finden wir hier. Es ist die kühlste Gegend mit großen Tag-Nacht-Temperaturschwankungen. Die Regenmenge ist relativ hoch und gut übers Jahr verteilt. Die Böden sind sehr steinreich und werden mit zunehmender Höhe zu reinem Kalkstein, rötlich und champagnerfarben. Hier erreicht man die Anbaugrenze für die Weinrebe.
TASTE - Die Weine sind von frischen Aromen geprägt, von einer guten Säure getragen, sehr animierend (Gradevole) mit Anklängen von vegetalen Noten, Zitrusfrüchten und grünem Apfel.

2) Valdobbiadene, Santo Stefano, Cartizze im Westen

Das ist die berühmteste Gegend mit Muschelkalk und Kalkstein (calcareniti), tiefgründige Böden ohne Gesteinsanteil, wasserdurchlässig. Die Temperaturen sind vor allem im August und September höher als in anderen Gegenden, das Niederschlagsniveau ist vergleichbar mit anderen Gegenden. Charakteristisch für diese Gegend ist ein gleichmäßiger, steter Wind.
TASTE - Die Trauben sind hier sehr reichhaltig, deshalb finden wir in den Weinen Finesse und Eleganz mit Anklängen von reifen Früchten, wie Birne, Pfirsich und Blüten - sogar Rosenblüten.

3) Von Vidor bis Farra di Soligo im Südwesten

Das ist das Gebiet mit den Mühlen, den Torri di Credazzo und Collagu, geformt von einer Perlenkette an Hügeln, die auch für die Anerkennung der Unesco in ihrer Einzigartigkeit ausschlaggebend waren. Die vorherrschenden Böden sind ein Konglomerat von verschiedenster Art. Jedoch stets mit einer sehr flachen Erdauflage, d.h. die Reben fehlt mitunter das Wasser, weshalb sie nicht üppig wachsen und nur wenige Trauben ansetzen. Die Südlagen gehören im Frühjahr und Sommer zu den wärmeren Lagen, starke Tag-Nacht-Schwankungen am Fuss der steilen Hügel. Sehr regenreicher April. 
TASTE - Die Weine sind an ihren finessenreichen Duft von floralen Noten, wie Glyzinie bis reifen Früchten, wie Aprikose, Pfirsich und sogar Anklänge von tropischen Früchten.

4) Von Vittorio Veneto bis Rolle und Miane im Nordosten

Weinbergslagen von 250-400 m. Ein warmes Gebiet, weil es geschützt ist von den Bergen im Norden und den Hügeln im Süden. Die Böden sind ein Gemisch von Marne und Lehm, der für eine gute Wasserhaltefähigkeit bekannt ist. Regen fällt ausreichend.
TASTE - Die Weine sind sehr präsent am Gaumen und in der Nase, Aromen von reifen Früchten überwiegen.

5) Refrontolo, Pieve di Soligo, Solighetto, Campea, Premaor im Zentrum

Eine zentrale Gegend, ein Übergang zwischen Conegliano und Valdobbiadene. Die Hügel beginnen steiler zu werden und schwieriger zu bearbeiten. 
Der Boden ist ein typischer, tiefgründiger Marne-Boden, reich an Wasser und wenig durchlässig dafür. Das Mikroklima wechselt je nach Hangneigung, Höhe, Ausrichtung, Regenfall liegt im Durchschnitt. 
TASTE - Die Weine besitzen eine prägnante Komplexität, in der alle Eigenschaften des Prosecco vereint sind.  Grüner Apfel ist eine oftmals zu findende Note.

6) Conegliano, S. Pietro di Feletto, Refrontolo

Das Gebiet der Feletti, die historische Gegend; die ersten Verweise gehen zurück bis ins Jahr 1350! Die Böden sind lehmhaltig in erster Linie, ein roter, verwitterter Lehm. Das Klima ist unauffällig, es ist im September weniger warm und im August und September weniger regenreich .
TASTE - Die Weine sind sehr typisch, körperreich, ausgewogen, floral mit Anklängen von Gewürzen und Gemüse.

7) Vittorio Veneto bis Ogliano im Nordosten

Eine Gegend, die nach der Eiszeit aus Moränenablagerungen geformt wurde, und wo man die typischen Kiesel des Flusses Piave findet. Diese gibt es nur hier. Niedrige Nachtemperatungen, die zur starken Temperaturschwankungen führen, niedrige Regenmenge. Durch die Bodenstruktur kann es zu Wassermangel kommen.
TASTE - Die Weine zeigen floreale Aromen und reife Früchte, langanhaltend, reichhaltiges Mundgefühl aufgrund der hohen Zuckergrade im Most.

8) Susegana, Collalto im Südosten

Das ist die wärmste Gegend des Gebietes, besonders im Sommer und Herbst. Die Böden sind variantenreich; es herrscht Lehm vor, in manchen Fällen leicht saurer-ph im Boden, auch Marne und Mischformen. 
TASTE - Die Weine sind mittelgewichtig, im Duft an Salbei und Gewürze erinnernd, die sich nach kurzer Zeit mit Noten von reifen Früchten ergänzen.

Foto unten: Karte den Anbaugebietes mit den RIVE-Bezeichnungen für Steillagenweinberge im Anbaugebiet.