Bardolino - fruchtiger Rotwein mit Gardasee-Hochstimmungs-Plus

Ein entspannender Gardaseebesuch in Bardolino zur Anteprima

Dieser Wein ist ein Meister des leichten Moments: Wir sitzen an den Ufern des Gardasees. Die Mittagsstunde ist vorüber. Die Sonne spiegelt sich auf dem Wasser, es ist auf keinen Fall zu heiß. Außer dem Plätschern der Wellen ist nichts zu hören. Vielleicht fliegt gemächlich ein Vogel durchs Blickfeld. Und dann liegt er da, im Eiskühler: der Bardolino. Das Glas beschlägt von außen, wenn man ihn einschenkt. Helles Rubinrot funkelt in der Sonne, am Gaumen ist er leicht und fruchtig mit Noten von Kirschen und Mandeln. Und nun ist alles makellos, nun kann alles so bleiben, bis die Flasche leer ist und man ganz leicht, beschwingt und hungrig zum Abendessen aufbricht.
Der Bardolino ist kein großer Wein - er will es aber auch gar nicht sein. Sein Terroir ist die Seeterrasse, sein Moment der fröhlich-unbeschwingte. Auch praktisch, denn die besten seiner Art kosten nicht mehr als zehn Euro. Wer ein paar Tage in einem der Orte an der Westseite des Gardasees verbringt, sollte einen kleinen Ausflug zu Winzern machen. Das Anbaugebiet ist klein, die Wege sind kurz.
Gleich hinter Bardolino führt die Straße hinauf in die Hügel oberhalb des Sees. Dort liegt das Weingut Zeni, ein großer und renommierter Betrieb mit einem umfangreichen Sortiment. Der Bardolino des Weinguts schmeckt nach dunklen Früchten und überrascht mit einer deutlichen Schokoladennote und den spürbaren Tanninen.
Noch aus einem weiteren Grund lohnt sich der Besuch von Zeni. Die Familie ist seit mehr als 200 Jahren im Weingeschäft tätig. Eine Reise durch diese Zeit kann der Besucher in dem kleinen Museum auf dem Weingut machen. Alte Pressen,  Fässer und Fotos sind dort ausgestellt. Etwa eine Viertelstunde von Bardolino aus ins Hinterland des Sees liegt das Weingut Le Fraghe von Matilde Poggi. Leider hat der Fortschritt die Gegend um das wunderschöne alte Steinhaus mit einer Autobahn und einem Gewerbegebiet verschandelt. Aber das ändert nichts daran, dass eine Verkostung bei Poggi ein echtes Erlebnis ist. Nicht nur,weil die kleine starke Frau  einen der besten – wenn nicht sogar den besten – Bardolino keltert, sondern auch, weil es ein Genuss ist, ihr zuzuhören, wenn sie über ihre Arbeit spricht. Denn Matilde Poggi liebt, was sie tut. Ihr Bardolino schmeckt nach Kirsche und ein wenig nach Heidelbeere. Im Abgang klingen Zimt und schwarzer Pfeffer an und lassen einen langen und angenehmen Eindruck zurück.

Anteprima in Bardolino im März

Der Gardasee bestimmt das Klima des Anbaugebiets. Die Luftfeuchtigkeit pendelt stets um die 70 Prozent. Im Winter wird es nicht richtig kalt, selten fällt die Temperatur unter Null Grad. Im Sommer wird es nicht richtig heiß. Ein typischer Julitag ist kaum wärmer als 25 Grad. Deshalb ist die Gegend das ideale Ziel für ein verlängertes Wochenende im Frühjahr, wenn es nördlich der Alpen einfach nicht warm werden will. Im März lässt es sich an der Promenade problemlos in der Sonne sitzen. Und zwar ohne die Touristenhorden, die während der Zeit der Sommerferien hier einfallen.
Noch ein weiterer Grund spricht für einen Besuch zu dieser Zeit: die jährliche Anteprima in Lasize, direkt am wirklich postkartenkitschig schönen Hafen. Am 8. März 2015 ist die nächste Jahrgangsverkostung. 65 Produzenten stellen 180 Weine vor. Wer sich einen Überblick über Bardolino und seine Rosé-Version, den Chiaretto, verschaffen möchte, dem sei diese Veranstaltung empfohlen. Noch ein Tipp: Früh kommen, am besten vormittags. Nach dem Mittagessen ist die Veranstaltung so voll, dass ruhiges Verkosten kaum mehr möglich ist. Dann wird das Leben gefeiert und dem Gardaseefeeling gehuldigt.

Fazit: Bardolino ist ein leichter, fruchtiger Rotwein, dessen Geschmack im Trend liegt. Eine wachsende Gruppe von Winzern bringt es auf den Punkt und das Gardaseefeeling ins Glas. Ein herrlicher Seewein, der keinen überfordert und dennoch gute Laune verbreitet. Mehr Hintergrundinfos finden Sie im Artikel Wein in Venetien.

Die Bardolino-Favoriten von Steffen Maus:

Giovanna Tantini - Le Vigne di San Pietro - Le Fraghe - Guerrieri Rizzardi - Albino Piona - Cavalchina - Zeni - Le Tende - Villa Calicantus