Pinot Grigio in Italien ist in erster Linie Pinot Grigio delle Venezie

FOTO: Die Landschaft des Kaiserstuhls (oben) hat Ähnlichkeit mit der des Collio oder Colli Orientali del Friuli im Friaul (unten).

Wo wächst der Grauburgunder? Auf den ersten Blick überraschend ist, dass mittlerweile mehr als 20% - der insgesamt rund 25.000 ha - in den USA  angebaut werden. Mit italienischem Pinot Grigio großgezogen, ist der Amerikaner ein treuer Liebhaber dieses Weißweins. Angeführt wird die Tabelle von Italien mit 28% der Rebfläche, denn der Pinot Grigio ist der erfolgreichste Weißwein Italiens. Kein anderer Wein wird sowohl von Weinhändlern als auch von Gastronomen so viel eingekauft wie dieser traditionell in Norditalien angebaute Wein. Die Anbaugebiete für den Pinot Grigio sind Südtirol, Trentino, Venetien und das Friaul. In Deutschland sind es übrigens 19% Anteil an der Weltproduktion und 11% in Frankreich.

Pinot Grigio im Trentino und Tre Venezie - Die neue DOC Pinot Grigio delle Venezie

Der Grauburgunder war und ist für die großen Vermarkter im Trentino und im Veneto der Erfolgsgarant der Neunziger Jahre und bis heute ist er das. Sogar in Sizilien ist die Menge in wenigen Jahren von Null auf mehrere Hundert Hektar angewachsen. Santa Margerita und Cavit sind an erster Stelle zu nennen, die den amerikanischen Markt erobert haben. Sie bedienen sich auch aus der großen Menge im Trentino. Die relativ kleine Bergregion, die sich zwischen Südtirol und Gardasee entlang der Brennerautobahn erstreckt, nennt 2.000 ha DOP-Fläche ihr Eigen. Lediglich 60 ha sind dagegen für Weißburgunder und 120 ha für Pinot Noir reserviert. Die Rebfläche beim Spätburgunder ist am Wachsen, eine Verdoppelung wird prognostiziert. Auch im Trentino gibt es Spitzenware von kleinen Winzern, das steht außer Zweifel, nur sind diese im Vergleich zum Friaul in viel kleinerer Anzahl und Menge vertreten.
Alles in allem landete im Export viel Pinot Grigio als IGP Tre Venezie an den Küsten an. Die Abfüller und großen Erzeuger bedienen sich dabei im Friaul, Venetien und Südtirol/Trentino und belieferten damit die amerikanischen und deutschen Supermärkte. Mittlerweile muss alles als DOC Pinot Grigio delle Venezie abgefüllt werden und die Zahlen sind beachtlich, vereint man doch ca. 25.000 ha in Norditalien auf diese Rebsorte.

Pinot Grigio in Südtirol

Der Pinot Grigio als DOP Wein Südtiroler mit Lagennamen ist ein vollmundiger, extraktreicher Weißwein mit blumig-warmem Duft. Im Basissegment der Genossenschaften und großen Kellereien ist er zudem ein leckerer Alltagswein, der die rebsortentypischen Aromen der Sorte und die Mineralität der Südtiroler Lagen erkennen lässt. Natürlich zeigt die Sorte je nach Anbaugebiet einen unterschiedlichen Charakter. Das Spektrum reicht von den feingliedrig-frischen Vertretern im Vinschgau über die mineralisch geprägten Weine im Etschtal bis zu feurig-stoffigen Gewächsen im Überetsch (Eppan, Girlan) und Unterland (Magreid, Kurtatsch). Die Anbaufläche beträgt derzeit 626 ha. Im Vergleich dazu wächst der Chardonnay auf 528 ha Fläche, der Weißburgunder auf 518 ha und der Spätburgunder auf 410 ha, das allermeiste in Hanglagen.
Der Grauburgunder ist in allen Anbaugebieten, hauptsächlich aber im Unterland und Überetsch zuhause, wo ganz allgemein auch der meiste Weinbau prozentual zu finden ist. Die Erziehungsform ist Pergel oder Drahtrahmen und er liebt nach Aussage der Südtiroler Winzer Schwemm- und Schotterböden. Fast alle Weinkellereien und alle Genossenschaften erzeugen einen oder mehrere Pinot Grigio-Weine bis hinauf in die Toplinie. Einen Überblick über gute Erzeuger liefert die Bestenliste zum Weißburgunder aus Südtirol, welcher für WEINWELTEN der prägnanteste Weißwein Südtirols ist. Chardonnay und Pinot Grigio stehen ihm nicht viel nach.

Pinot Grigio im Friaul

Sehr verbreitet ist die Rebsorte in der relativ kleinen, autonomen Region Friaul Julisch-Venetien in Nachbarschaft zu Slowenien und Kroatien. Hier gibt es eine deutliche Zweiteilung der Weinlandschaft, die auch den Pinot Grigio betrifft. Ein Großteil der Fläche liegt im weitläufigen Grave-Anbaugebiet im westlichen Teil zwischen Venedig und Udine. Hier werden in der Ebene rebsortencharakteristische Alltagsweine mit Frucht und Mineralität erzeugt. Die zumeist mittelgroßen Betriebe verstehen ihr Handwerk.
Von den insgesamt ca. 5.000 ha Rebfläche im Friaul wird nur ein Teil als DOP-Wein abgefüllt, viel landet in der Herkunft IGP delle Venezie (siehe unten). Und bricht man das ganze runter, so stehen den rund 2.000 ha DOP-Pinot Grigio vergleichsweise wenig Pinot Bianco mit 300 ha und gerade einmal 100 ha Pinot Nero gegenüber. (Anmerkung: Von den 800 ha DOP-Chardonnay im Friaul wachsen immerhin 330 ha im Collio und Colli Orientali.
In den renommierten Anbaugebieten für Spitzenweißweine mit Lagerpotenzial, dem Collio und Colli Orientali im Osten des Friauls, wachsen immerhin 550 ha Grauburgunder, er steht auf 25% der Anbaufläche im Collio und etwas mehr als 10% in den Colli Orientali. Gering ist dagegen hier der Weißburgunderanteil mit 100 ha in beiden Gebieten zusammen. So ist die Grauburgunderfläche Südtirols identisch mit der Fläche des Collio und der Colli Orientali del Friuli.  
Die sehr alten, gesteins- und tonreichen Böden des Urzeitmeeres verleihen den Weinen zusammen mit dem trocken, heißen Sommerklima zwischen Adria und Voralpen neben den charakteristischen Rebsortenaromen einen deutlichen Terroircharakter, der sich neben einem kraftvollen Körper in einer erdigen, angenehmen Bitterkeit äußert. Den Weinen fehlt der Säurenerv der Südtiroler Grauburgunder mitunter, dafür können sie mit einer Phenolstruktur punkten, die Langlebigkeit und den Einsatz als Essensbegleiter begünstigt. Für die Fachleute sei angemerkt, dass die ph-Werte im Friaul in der Regel etwas höher liegen als in Südtirol, was zu einer anderen Zusammensetzung der Weinkomponenten in der Wahrnehmung führt.

Grauburgunder im Elsass

Pinot Gris (Grauburgunder in Deutschland) ist sicher eine der Königsrebsorten des Elsass. Zusammen mit dem Gewürztraminer und dem Riesling hat die Rebsorte Pinot Gris das Elsass zu dem gemacht, was es heute ist: eine der prestigeträchtigsten Weinbauregionen Frankreichs. Gerade das eher kühle Klima macht das Elsass zum idealen Ort für Pinot Gris, den die Italiener als Pinot Grigio zu internationalem Erfolg geführt haben. Im Elsass fallen die Weine aus der Sorte Pinot Gris daher fein, fruchtig und wohl balanciert aus. Aber auch außerhalb Europas findet die Rebsorte immer mehr Anhänger und so wird Pinot Gris mittlerweile in Cool-Climate-Regionen rund um den Erdball angebaut, sei es in Australien, Neuseeland, Südafrika oder Südamerika.
Der Pinot Gris besitzt eine wunderschön goldgelbe, bisweilen bernsteinähnliche Farbe. Vielfältig sind seine Aromen: angefangen von rauchigen Noten, Honig, Trockenobst, Moos und Aprikosen. Der Pinot Gris ist in aller Regel ein Wein voller Noblesse, herrlich rund und vollmundig. Dabei überrascht er meist durch eine herrliche Frische. Ein Wein der am besten mit geschmacksintensiven Speisen harmoniert. Er ist der Elsässer Weißwein, der am überzeugendsten Gerichte ergänzt, die üblicherweise zu Rotwein serviert werden. Da er außerdem ein ausgewogenes Verhältnis von Körper und Frische aufweist, passt er gut zu süß-sauren Speisen.
Früher war er unter dem Namen Tokay d’Alsace bekannt, da dieser Name allerdings Verwirrung mit dem ungarischen Tokajer stiftete, benannte man ihn vor einigen Jahren um. Zu gut 90 % werden auf den 15.535 Hektar Rebfläche des Elsass weiße Rebsorten kultiviert und überwiegend reinsortig ausgebaut. 15,4 % davon entfallen auf den Pinot Gris. Im Vergleich: der Riesling kommt auf 21,7, der Gewürztraminer auf 18,6 und der Pinot Blanc auf 21,2 Prozent.